Das Gesundheitswesen trägt für die Transformation zu planetarer Gesundheit eine besondere Rolle. Einerseits erzeugt es selbst Emissionen und verbraucht Ressourcen und treibt damit den Klimawandel an. Andererseits verursachen die planetaren Krisen zusätzliche, oft vermeidbare Krankheitslasten, zum Beispiel durch die Auswirkungen von Extremwetterereignisse wie Hitze oder Fluten auf die Gesundheit von Individuen und Bevölkerungsgruppen.
Prinzip des ‘Nicht-Schadens’
Für Menschen in Gesundheitsberufen gilt das Prinzip des ‘Nicht-Schadens’ (primum non nocere): Patient:innen soll im Rahmen einer Behandlung nicht geschadet werden. Vor dem Hintergrund der planetaren Krisen muss dieses Prinzip aus unserer Sicht erweitert werden, d.h. im Gesundheitswesen muss erstens die Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen reduziert werden, insbesondere durch Gesundheitsförderung und Prävention und die Berücksichtigung der sozialen, politischen und kommerziellen Determinanten von Gesundheit. Zweitens ist eine bedarfsorientierte Versorgung, die Fehl‑, Unter- und Überversorgung reduziert, nötig. Drittens sollten Emissionen und Umweltschäden, die durch Gesundheitsversorgung entstehen, minimiert werden.
Was wir machen
Im Arbeitsbereich „Zukunft des deutschen Gesundheitswesens“ befassen wir uns daher mit der Anpassung des deutschen Gesundheitsversorgungssystems an die gesundheitlichen Auswirkungen der Klima- und Umweltveränderungen. Außerdem arbeiten wir an der Transformation hin zu einem klimaneutralen und sozial-ökologisch nachhaltigen Gesundheitsversorgungssystem, das hohe Qualität gewährleistet, zugänglich und finanzierbar ist – für gegenwärtige und zukünftige Generationen. Weiterhin sehen wir das Vermeiden von Krankheiten, also Prävention und Gesundheitsförderung, und damit verbunden die Stärkung öffentlicher Gesundheit (Public Health) als unerlässlich für planetare Gesundheit. Unser Fokus liegt dabei besonders auf der Verhältnisprävention, bei der gesundheitsrelevante Einflüsse von Lebens- und Arbeitsverhältnissen, wie Wohnumgebung, Einkommen oder Bildung berücksichtigt werden. Oft lassen sich hier sogenannte Co-Benefits (Mehrgewinne) für Gesundheit und Umwelt erzielen, z.B. in den Bereichen aktiver Verkehr, Ernährung und Energieversorgung.
In Zusammenarbeit mit Gesundheitsakteur:innen, Wissenschaftler:innen und politischen Entscheidungträger:innen wollen wir unter anderem diese Fragen beantworten:
- Welche Reformen im Gesundheitswesen sind notwendig, um Gesundheit sozial-ökologisch und gerecht, nach höchsten medizinischen Standards und innerhalb ökologischer Grenzen zu ermöglichen?
- Welche Anreize werden benötigt, um Verhältnisprävention mit einem Fokus auf Co-Benefits für Gesundheit und Umwelt in der Gestaltung von urbanen und ländlichen Lebensräumen umzusetzen?
- Was braucht es, damit der Wandel vom nachsorgenden und kompensierenden zum vorsorgenden und nachhaltigen Sozialstaat gelingen kann?
- Wie können gesundheitliche Chancengerechtigkeit und ökologische Nachhaltigkeit gemeinsam in der Steuerung des Gesundheitswesens berücksichtigt werden?
- Welche gesetzlichen und strukturellen Rahmenbedingungen müssen geschaffen werden, um Deutschland adäquat auf die gesundheitlichen Auswirkungen der sozial-ökologischen Krisen vorzubereiten, sie zu bewältigen und aus ihnen zu lernen?
Unsere Analysen
Projekte
Klimakrise und Selbsthilfearbeit
Ein Projekt der Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Selbsthilfe, dem Institut für Umweltmedizin des Helmholtz Zentrums München und des CPHP, gefördert vom AOK-Bundesverband.
Ansprechpartnerinnen
Dorothea Baltruks
Leitung Wissenschaft und Politik
Katharina Wabnitz
Wissenschaftliche Mitarbeiterin