Inte­gra­ti­on von Kli­ma- und Gesund­heits­po­li­tik

Per­spek­ti­ven aus der Akteurs­land­schaft

Sophie Gepp1, Rem­co van de Pas2, Mai­ke Voss2, Doro­thea Baltruks1, Gre­ta Sie­vert1, Julia­ne Mirow3

1 Cent­re for Pla­ne­ta­ry Health Poli­cy
2 Cent­re for Pla­ne­ta­ry Health Poli­cy (ehe­mals)
3 Deut­sche Alli­anz Kli­ma­wan­del und Gesund­heit e.V. (KLUG)

DOI: 10.5281/zenodo.14917029

Exe­cu­ti­ve Sum­ma­ry

Natio­na­le Kli­ma- und Gesund­heits­po­li­tik: Aktu­el­ler Stand

Deutsch­land sieht sich wach­sen­den Gesund­heits­ri­si­ken durch den Kli­ma­wan­del aus­ge­setzt. Dazu zäh­len inten­si­ve­re Hit­ze­wel­len und UV-Belas­tung, extre­me Wet­ter­ereig­nis­se sowie die Aus­brei­tung von durch Vek­to­ren über­tra­ge­nen Krank­hei­ten und All­er­ge­ne. Dies belas­tet das Gesund­heits­sys­tem in Deutsch­land zusätz­lich, das bereits mit einer altern­den Bevöl­ke­rung, Finan­zie­rungs­lü­cken und Per­so­nal­man­gel zu kämp­fen hat. Die Bemü­hun­gen zur Lösung die­ser Pro­ble­me sind in den letz­ten Jah­ren vor­an­ge­kom­men. Kli­ma­an­pas­sung wur­de auf natio­na­ler Ebe­ne vor allem durch die Deut­sche Anpas­sungs­stra­te­gie, das Kli­ma­an­pas­sungs­ge­setz sowie durch Hit­ze­ak­ti­ons­plä­ne auf Lan­des- und kom­mu­na­ler Ebe­ne vor­an­ge­trie­ben. Die Ein­be­zie­hung von Gesund­heits­aspek­ten in der Kli­ma­schutz­ge­setz­ge­bung und umge­kehrt Kli­ma­schutz­zie­len in der Gesund­heits­ge­setz­ge­bung ist jedoch nach wie vor begrenzt. Das öffent­li­che Bewusst­sein für die Aus­wir­kun­gen des Kli­ma­wan­dels sowie Unter­stüt­zung für Kli­ma­schutz ist hoch, wobei die Kri­tik an bestimm­ten poli­ti­schen Maß­nah­men zur Emis­si­ons­min­de­rung zuge­nom­men hat.

Um den aktu­el­len Stand und die Mög­lich­kei­ten für eine stär­ke­re Ver­knüp­fung von Kli­ma- und Gesund­heits­po­li­tik in Deutsch­land zu unter­su­chen, haben wir im Früh­jahr 2024 ins­ge­samt 25 Inter­views mit Fach­leu­ten aus ver­schie­de­nen Berei­chen geführt und aus­ge­wer­tet. Dazu gehör­ten Expert:innen aus Regie­rung, Gesund­heits­sek­tor, Wis­sen­schaft und zivil­ge­sell­schaft­li­chen Orga­ni­sa­tio­nen, die sich in ihrer Arbeit mit Kli­ma­wan­del, Gesund­heit und ver­wand­ten The­men befas­sen.

Ein­schät­zun­gen der Ver­knüp­fung von Kli­ma- und Gesund­heits­po­li­tik

Die für die­se Stu­die befrag­ten Teil­neh­men­den waren sich ins­ge­samt einig, dass Kli­ma- und Gesund­heits­po­li­tik enger mit­ein­an­der ver­zahnt wer­den soll­ten. Vertreter:innen des Gesund­heits­sek­tors beton­ten die Dring­lich­keit dabei aller­dings stär­ker als Akteur:innen aus dem Kli­ma­be­reich. Einig­keit bestand wei­ter­hin dar­über, dass bei­de Sek­to­ren mehr poli­ti­sche Kohä­renz benö­ti­gen: Hier­bei plä­dier­ten die im Gesund­heits­sek­tor Täti­gen für den „Health in All Policies“-Ansatz (Gesund­heit in allen Poli­tik­be­rei­chen), wäh­rend Per­so­nen aus dem Kli­ma­be­reich den Schwer­punkt dar­auf leg­ten, Kli­ma­po­li­tik in ande­re Berei­che zu inte­grie­ren.

Die Ver­bin­dung von Kli­ma und Gesund­heit wur­de als ent­schei­dend ange­se­hen, um brei­te­re Gesund­heits­fak­to­ren über Sozial‑, Ver­kehrs- und Ernäh­rungs­po­li­tik anzu­ge­hen. Eini­ge Befrag­te beton­ten zudem die Not­wen­dig­keit von Maß­nah­men, die sozia­le Gerech­tig­keit för­dern, ins­be­son­de­re ange­sichts der unglei­chen Aus­wir­kun­gen des Kli­ma­wan­dels auf vul­nerable Bevöl­ke­rungs­grup­pen. Zudem hoben man­che die Bedeu­tung der gemein­sa­men Ver­ant­wor­tung sowie sys­te­mi­scher Ver­än­de­run­gen für eine nach­hal­ti­ge und gerech­te Gesell­schaft her­vor.

Hin­der­nis­se bei der Ver­knüp­fung von Kli­ma- und Gesund­heits­po­li­tik

Die befrag­ten Teil­neh­men­den waren sich weit­ge­hend einig, dass begrenz­te finan­zi­el­le und per­so­nel­le Res­sour­cen die größ­ten Hin­der­nis­se für die Inte­gra­ti­on von Kli­ma- und Gesund­heits­po­li­tik dar­stel­len. Schwie­rig­kei­ten bei der Zusam­men­ar­beit zwi­schen ver­schie­de­nen Sek­to­ren sowie begrenz­te Kom­pe­ten­zen an der Schnitt­stel­le von Gesund­heit und Kli­ma in den Sek­to­ren und Insti­tu­tio­nen wur­den als Hür­den für die Ent­wick­lung und Umset­zung umfas­sen­der Kli­ma- und Gesund­heits­po­li­ti­ken ange­se­hen. Frei­wil­li­ge Initia­ti­ven, wie Maß­nah­men zur Ver­rin­ge­rung des öko­lo­gi­schen Fuß­ab­drucks des Gesund­heits­sek­tors, wur­den als wenig wir­kungs­voll beschrie­ben, wenn sie ohne ver­bind­li­che Vor­ga­ben oder zweck­ge­bun­de­ne Bud­gets umge­setzt wer­den.

Deutsch­lands föde­ra­le Struk­tu­ren und die Selbst­ver­wal­tung des Gesund­heits­sys­tems erschwer­ten die Ent­schei­dungs­fin­dung und die Koor­di­nie­rung, so eini­ge Teil­neh­men­de. Zeit­wei­se man­ge­le es an funk­tio­nie­ren­der Kom­mu­ni­ka­ti­on zwi­schen Regie­rungs­ebe­nen, Gesetz­ge­ben­den und den betei­lig­ten Sek­to­ren. Vie­le Teil­neh­men­de wie­sen auch dar­auf hin, dass das feh­len­de Bewusst­sein und die man­geln­de Dring­lich­keit sowohl in der Poli­tik als auch in der öffent­li­chen Wahr­neh­mung dazu führ­ten, dass die Inte­gra­ti­on von Kli­ma- und Gesund­heits­the­men nicht aus­rei­chend prio­ri­siert wer­de. Kur­ze Wahl­zy­klen, wirt­schaft­li­che Inter­es­sen und die Ein­fluss­nah­me von Inter­es­sen­grup­pen sorg­ten nach Ansicht der Befrag­ten dafür, dass poli­ti­sche Entscheidungsträger:innen oft kurz­fris­ti­ge Stra­te­gien und finan­zi­el­le Aspek­te den lang­fris­ti­gen Vor­tei­len für Kli­ma und Gesund­heit vor­zö­gen. Zudem blie­be die Schnitt­stel­le zwi­schen Wis­sen­schaft und Poli­tik schwach, und der Man­gel an ver­läss­li­chen Indi­ka­to­ren und Daten erschwe­re Fort­schrit­te sowie die Rechen­schafts­pflicht zusätz­lich.

Wei­ter­hin len­ke der Fokus auf Modell­pro­jek­te häu­fig von der Not­wen­dig­keit ab, sys­te­mi­sche Lösun­gen in grö­ße­rem Maß­stab umzu­set­zen. Gleich­zei­tig erschwer­ten fest­ge­fah­re­ne Struk­tu­ren in bestehen­den Sys­te­men not­wen­di­ge Ver­än­de­run­gen. Die Bewäl­ti­gung der kom­ple­xen Zusam­men­hän­ge zwi­schen Kli­ma und Gesund­heit wer­de schließ­lich dadurch unter­gra­ben, dass Prä­ven­ti­on nicht aus­rei­chend prio­ri­siert wer­de und es an Rechen­schafts­pflicht für lang­fris­ti­ge Ergeb­nis­se feh­le.

Mög­lich­kei­ten zur För­de­rung und Inte­gra­ti­on von Kli­ma- und Gesund­heits­po­li­tik

Meh­re­re Teil­neh­men­de aus dem Gesund­heits­sek­tor betrach­te­ten die Berück­sich­ti­gung von Kli­ma­schutz­aspek­ten in Refor­men des Gesund­heits­we­sens als nahe­lie­gen­de Mög­lich­keit, Syn­er­gien zwi­schen bes­se­ren Gesund­heits­re­sul­ta­ten und Kli­ma­schutz zu schaf­fen. Häu­fig wur­de dabei auf die aktu­el­le Kran­ken­haus­re­form ver­wie­sen, die eine Umstruk­tu­rie­rung und Ver­dich­tung der Kran­ken­haus­in­fra­struk­tur anstrebt, den CO₂-Fuß­ab­druck der Kran­ken­häu­ser und ande­re öko­lo­gi­sche Aspek­te jedoch ver­nach­läs­sigt. Auch die geplan­te Grün­dung einer neu­en natio­na­len Behör­de für öffent­li­che Gesund­heit sahen die Befrag­ten als Mög­lich­keit, Moni­to­ring und Bewer­tung von Kli­ma­aus­wir­kun­gen auf die Gesund­heit zu ver­bes­sern – vor­aus­ge­setzt, dass Man­dat und Res­sour­cen der neu­en Behör­de die­ses The­ma umfas­sen.

Das enor­me Poten­zi­al posi­ti­ver Effek­te von Kli­ma­schutz­maß­nah­men für Gesund­heit, zum Bei­spiel durch weni­ger Luft­ver­schmut­zung, mehr akti­ve Mobi­li­tät, mehr Grün­flä­chen oder gesund­heits­för­dern­de Ernäh­rungs­sys­te­me, wur­de als bis­lang kaum aus­ge­schöpft wahr­ge­nom­men. Eini­ge Teil­neh­men­de sahen auch Chan­cen in poli­ti­schen Ver­än­de­run­gen und Wah­len sowie in loka­len Initia­ti­ven und Unter­neh­men, die kli­ma­freund­li­che Tech­no­lo­gien und Pro­duk­te vor­an­trei­ben, um neue Alli­an­zen und Gele­gen­hei­ten für die Inte­gra­ti­on von Kli­ma- und Gesund­heits­the­men zu schaf­fen. Inter­na­tio­na­le Platt­for­men wie der Gesund­heits­tag auf der Welt­kli­ma­kon­fe­renz (COP) wur­den eben­falls als wich­ti­ge Trei­ber ange­se­hen, um die Ver­knüp­fung von Kli­ma und Gesund­heit auf glo­ba­ler Ebe­ne zu stär­ken. Eini­ge Teil­neh­men­de hat­ten jedoch den Ein­druck, dass hier nach der COP28 zu wenig Auf­merk­sam­keit und Nach­be­rei­tung statt­ge­fun­den hat.

Stra­te­gien zur För­de­rung und Inte­gra­ti­on von Kli­ma- und Gesund­heits­po­li­tik

Um Kli­ma- und Gesund­heits­po­li­tik wirk­sam mit­ein­an­der zu ver­knüp­fen, sahen die Teil­neh­men­den die Not­wen­dig­keit, die Zusam­men­ar­beit, gemein­sa­me Stra­te­gien und abge­stimm­te poli­ti­sche Ansät­ze über rele­van­te Minis­te­ri­en, Sek­to­ren und Ver­wal­tungs­ebe­nen hin­weg zu stär­ken. Meh­re­re Teil­neh­men­de schlu­gen vor, die strik­ten Gren­zen von Staats­schul­den und damit ver­knüpft für staat­li­che Aus­ga­ben in Deutsch­land zu lockern. Außer­dem reg­ten sie an, Sub­ven­tio­nen, die Kli­ma und Gesund­heit schä­di­gen, umzu­len­ken, um finan­zi­el­le Hür­den zu über­win­den. Eini­ge reg­ten dar­über hin­aus an, gemein­sa­me Bud­gets zwi­schen Sek­to­ren ein­zu­rich­ten, neue Finan­zie­rungs­quel­len zu erschlie­ßen und den gesund­heit­li­chen Nut­zen sowie die ver­mie­de­nen Kos­ten durch Kli­ma­schutz­maß­nah­men in Ent­schei­dungs­pro­zes­sen stär­ker sicht­bar zu machen.

Die Ver­bin­dung zwi­schen wis­sen­schaft­li­cher Evi­denz und Poli­tik­ge­stal­tung zu stär­ken, wur­de eben­falls als stra­te­gi­sche Prio­ri­tät gese­hen. Hier­zu gehör­ten der Auf­bau einer soli­den Daten­ba­sis, das Schlie­ßen bestehen­der Lücken, die bes­se­re Ver­mitt­lung wis­sen­schaft­li­cher Erkennt­nis­se sowie die Schu­lung von Fach­kräf­ten in der Über­set­zung von Wis­sen­schaft in Poli­tik. Auf­bau­end auf bestehen­den inter­mi­nis­te­ri­el­len Arbeits­grup­pen und sek­tor­über­grei­fen­den Aus­tausch­for­ma­ten schlu­gen die Teil­neh­men­den vor, die inter­sek­to­ra­le Zusam­men­ar­beit durch einen lang­fris­ti­gen stra­te­gi­schen Ansatz zu för­dern. Dazu zähl­ten das Iden­ti­fi­zie­ren von Schlüs­sel­per­so­nen für Ver­än­de­run­gen (chan­ge agents), der Über­gang von Ein­zel­pro­jek­ten zu inte­grier­ten und insti­tu­tio­na­li­sier­ten Mecha­nis­men und Struk­tu­ren sowie die Beto­nung von Füh­rungs­stär­ke im Nexus Kli­ma und Gesund­heit.

Die Teil­neh­men­den schlu­gen vor, gesetz­lich ver­bind­li­che Vor­ga­ben sowie Fol­gen­ab­schät­zun­gen stär­ker in legis­la­ti­ve Stra­te­gien zu inte­grie­ren, bestehen­de Geset­ze anzu­pas­sen und recht­li­che Mit­tel ein­zu­set­zen, um Kli­ma­schutz­maß­nah­men durch­zu­set­zen. Die Befrag­ten beschrie­ben zudem effek­ti­ve Kom­mu­ni­ka­ti­ons­stra­te­gien, bei denen geschul­te Kommunikator:innen ein­ge­setzt wür­den, um ein brei­tes Spek­trum von Inter­es­sen­grup­pen mit posi­ti­ven Geschich­ten und Beto­nung von Co-Bene­fits (wech­sel­sei­ti­gen Vor­tei­len für Umwelt, Kli­ma und Gesund­heit) anzu­spre­chen. Die poli­ti­sche Arbeit sol­le sich auf maß­ge­schnei­der­te Bot­schaf­ten für Entscheidungsträger:innen kon­zen­trie­ren und poli­ti­sche Gele­gen­heits­fens­ter wie Wah­len nut­zen, um die Posi­tio­nen von Par­tei­en zu beein­flus­sen. Die Zivil­ge­sell­schaft und öffent­li­cher Druck soll­ten hier­bei aktiv ein­ge­bun­den wer­den.

Über­grei­fen­de Stra­te­gien mit einem kon­se­quen­ten Fokus auf ambi­tio­nier­tem und sozi­al gerech­ten Kli­ma­schutz wur­den als unver­zicht­bar ange­se­hen. Dazu soll­ten poli­ti­sche Bil­dung und die Berück­sich­ti­gung von Gerech­tig­keit und Fair­ness in poli­ti­schen Maß­nah­men gehö­ren, um die demo­kra­ti­sche Sta­bi­li­tät und das Ver­trau­en der Bevöl­ke­rung zu sichern. Außer­dem beton­ten die Teil­neh­men­den die Bedeu­tung der Zusam­men­ar­beit mit nicht­staat­li­chen Akteur:innen in poli­ti­schen Netz­wer­ken, um sich über bewähr­te Metho­den und Akti­vi­tä­ten aus­zu­tau­schen und durch Fak­ten und Emp­feh­lun­gen poli­ti­schen Ein­fluss aus­zu­üben.

Mög­li­che Impli­ka­tio­nen für Ent­schei­dungs­tra­gen­de und nicht­staat­li­che Akteur:innen

Ent­schei­dungs­tra­gen­de auf Bun­des­ebe­ne könn­ten Gele­gen­hei­ten nut­zen, Kli­ma­schutz­maß­nah­men stär­ker in Refor­men des Gesund­heits­sek­tors zu ver­an­kern und Gesund­heits­aspek­te in Kli­ma­stra­te­gien zu inte­grie­ren. Auf die­se Wei­se lie­ßen sich die wech­sel­sei­ti­gen Vor­tei­le für Kli­ma­schutz, die Gesund­heit und lang­fris­ti­ge öffent­li­che Finan­zen bes­ser aus­schöp­fen. Geset­ze mit ver­bind­li­chen Vor­ga­ben für Kli­ma­schutz im Gesund­heits­sek­tor, Kli­ma­an­pas­sungs­maß­nah­men mit Gesund­heits­be­zug und Gesund­heits­maß­nah­men mit Kli­ma­vor­tei­len könn­ten Fort­schrit­te beschleu­ni­gen und aus­wei­ten. Poli­ti­sche Entscheider:innen könn­ten sich außer­dem auf struk­tu­rel­le Prä­ven­ti­ons­maß­nah­men kon­zen­trie­ren, den Ein­fluss kom­mer­zi­el­ler Inter­es­sen stär­ker regu­lie­ren und dafür sor­gen, dass Kli­ma­schutz­maß­nah­men sozi­al gerecht gestal­tet sind. Damit könn­ten sie den unglei­chen Aus­wir­kun­gen des Kli­ma­wan­dels auf benach­tei­lig­te Bevöl­ke­rungs­grup­pen ent­ge­gen­wir­ken.

Bun­des­mi­nis­te­ri­en und ‑behör­den, die für Gesund­heit, Kli­ma, Umwelt und Sozia­les zustän­dig sind, könn­ten ihre Zusam­men­ar­beit im Rah­men der natio­na­len Kli­ma­an­pas­sungs­ge­setz­ge­bung aus­bau­en, indem sie enger res­sort­über­grei­fend koope­rie­ren und ihre Poli­ti­ken bes­ser abstim­men. Der Fokus soll­te von kurz­fris­ti­gen Pro­jek­ten und der Abhän­gig­keit von enga­gier­ten Ein­zel­per­so­nen hin zu dau­er­haf­ten Struk­tu­ren und Pro­gram­men ver­la­gert wer­den, die Kli­ma- und Gesund­heits­aspek­te mit­ein­an­der ver­bin­den. Dies könn­te nicht­staat­li­chen Akteur:innen und Bürger:innen eine ver­läss­li­che­re Ori­en­tie­rung und kla­re Hand­lungs­rah­men bie­ten.

Der Gesund­heits­sek­tor hat durch sei­ne Selbst­ver­wal­tungs­struk­tu­ren erheb­li­chen Ein­fluss auf die Gesund­heits­po­li­tik. Daher könn­te er gemein­sam mit den Gesund­heits­mi­nis­te­ri­en auf natio­na­ler und Län­der­ebe­ne gemein­sa­me Zie­le und Stra­te­gien ver­ein­ba­ren, um auf Kli­ma­neu­tra­li­tät des Sek­tors hin­zu­ar­bei­ten, Zie­le der öffent­li­chen Gesund­heit zu prio­ri­sie­ren und resi­li­en­ter gegen­über den Aus­wir­kun­gen des Kli­ma­wan­dels zu wer­den. Die Ver­knüp­fung von Kli­ma und Gesund­heit könn­te ver­stärkt in die Aus­bil­dung und die kon­ti­nu­ier­li­che beruf­li­che Wei­ter­bil­dung von Fach­kräf­ten im Gesund­heits­we­sen inte­griert wer­den. Dies wür­de sicher­stel­len, dass die gesund­heit­li­chen Fol­gen des Kli­ma­wan­dels ange­mes­sen berück­sich­tigt wer­den und das Bewusst­sein dafür geschärft wird.

For­schen­de spie­len wei­ter­hin eine ent­schei­den­de Rol­le beim Auf­bau einer soli­den Wis­sens­ba­sis für die Ver­knüp­fung von Kli­ma und Gesund­heit. Es wäre ins­be­son­de­re hilf­reich, wesent­li­che Wis­sens­lü­cken zu schlie­ßen, vor allem in der Imple­men­tie­rungs­for­schung sowie der Eva­lu­ie­rung bestehen­der poli­ti­scher Maß­nah­men. Auch bes­ser quan­ti­fi­zier­ba­re Bewer­tun­gen der gesund­heit­li­chen Aus­wir­kun­gen des Kli­ma­wan­dels könn­ten einen wich­ti­gen Bei­trag leis­ten. Mög­li­che Schwer­punk­te könn­ten unter ande­rem Stu­di­en zur poli­ti­schen Steue­rung (Gover­nan­ce) an der Schnitt­stel­le von Kli­ma und Gesund­heit auf allen Ebe­nen sein, eben­so wie inter­dis­zi­pli­nä­re For­schung zu Ver­hal­tens­wei­sen sowie zu sozia­len und kul­tu­rel­len Dyna­mi­ken. Der Auf­bau von Kom­pe­ten­zen zur effek­ti­ven Ver­mitt­lung wis­sen­schaft­li­cher Erkennt­nis­se an poli­ti­sche Entscheidungsträger:innen und die Öffent­lich­keit könn­te zudem eine Chan­ce sein, die Ver­knüp­fung zwi­schen Wis­sen­schaft und Poli­tik zu stär­ken.

For­schungs­för­de­rer und phil­an­thro­pi­sche Orga­ni­sa­tio­nen könn­ten in Betracht zie­hen, gemein­sa­me Finan­zie­rungs­quel­len zu erschlie­ßen, um die Inte­gra­ti­on von Kli­ma- und Gesund­heits­maß­nah­men zu unter­stüt­zen. Um lang­fris­ti­ge Wir­kun­gen zu erzie­len, könn­ten sie den Schwer­punkt auf die Ver­ste­ti­gung erfolg­rei­cher Modell­pro­jek­te legen und die Ent­wick­lung nach­hal­ti­ger Struk­tu­ren unter­stüt­zen.

Orga­ni­sa­tio­nen, die sich für Kli­ma- und Gesund­heits­the­men ein­set­zen, könn­ten auf bestehen­den und wach­sen­den Netz­wer­ken auf­bau­en, um Erfah­run­gen aus­zu­tau­schen, ihre Arbeit zu koor­di­nie­ren und gemein­sa­me poli­ti­sche For­de­run­gen zu ent­wi­ckeln. Ein zen­tra­ler Erfolgs­fak­tor für effek­ti­ve Inter­es­sen­ver­tre­tung (Advo­ca­cy-Arbeit) ist die Ent­wick­lung maß­ge­schnei­der­ter Bot­schaf­ten: Die­se müs­sen die Per­spek­ti­ven und Anrei­ze der poli­ti­schen Entscheidungsträger:innen berück­sich­ti­gen, sie gleich­zei­tig in die Ver­ant­wor­tung neh­men und sich auf mul­ti­dis­zi­pli­nä­re wis­sen­schaft­li­che Evi­denz stüt­zen. In Netz­wer­ken und Alli­an­zen könn­ten Orga­ni­sa­tio­nen, die sich für Kli­ma und Gesund­heit enga­gie­ren, poli­ti­sche Gele­gen­heits­fens­ter wie Wah­len nut­zen, um die Posi­tio­nen der Par­tei­en zu die­sen The­men zu beein­flus­sen. Stra­te­gi­sche Kom­mu­ni­ka­ti­ons­kam­pa­gnen könn­ten dabei hel­fen, Brü­cken zwi­schen ver­schie­de­nen Bevöl­ke­rungs­grup­pen, den Medi­en und poli­ti­schen Entscheidungsträger:innen zu bau­en. Enga­gier­te Akteur:innen kön­nen eine Schlüs­sel­rol­le dar­in spie­len, Kli­ma- und Gesund­heits­the­men sys­te­ma­tisch in die poli­ti­sche Agen­da zu inte­grie­ren, Par­ti­ku­lar­in­ter­es­sen in Fra­ge zu stel­len und über iso­lier­te Bemü­hun­gen hin­aus zu einem ein­heit­li­che­ren und kohä­ren­te­ren poli­ti­schen Rah­men bei­zu­tra­gen.

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Zita­ti­ons­vor­schlag:
Gepp, S., van de Pas, R., Voss, M., Baltruks, D., Sie­vert, G., Mirow, J. (2025). Advan­cing Cli­ma­te Chan­ge and Health
Poli­ci­es in Ger­ma­ny: Insights from Natio­nal Poli­cy Stake­hol­ders. https://doi.org/10.5281/zenodo.14917029

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