Planetary Health Dialogue: Fossilität vs. Planetare Gesundheit — wie uns kommerzielle Interessen schaden
In der 12. Ausgabe unserer transformativen Webinar-Reihe „Planetary Health Dialogues“ haben wir die Rolle kommerzieller Interessen im Kontext der ökologischen Krisen samt ihrer massiven negativen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit diskutiert – die kommerziellen Determinanten von Gesundheit.
Der Begriff der „kommerziellen Determinanten von Gesundheit“ bezeichnet die wirtschaftlichen oder kommerziellen Kräfte, die direkte oder indirekte Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben. Er bezieht sich somit auf alle Industrien, deren Aktivitäten die öffentliche Gesundheit durch ihre Aktivitäten, Produkte oder ihre Rolle bei der Gestaltung von politischen Rahmenbedingungen, beeinflussen. Die fossile Industrie und ihre Produkte wie Kohle, Öl und Gas tragen nicht nur wesentlich zur Überhitzung der Erde bei, sondern sind außerdem hauptverantwortlich für die weltweite Luftverschmutzung, die jährlich Millionen vorzeitiger Todesfälle verursacht. Dabei blockieren und verzögern fossile Lobbyverbände seit Jahrzehnten den längst überfälligen Übergang zu einer rein erneuerbaren Energieversorgung samt ihrer Mehrgewinne für die Gesundheit von Mensch, Tier und Planet.
Gemeinsam mit Dr. Kerstin Sell, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Ludwig-Maximilians-Universität München mit Forschungsschwerpunkt auf Prävention nicht-übertragbarer Erkrankungen und Public Health-Maßnahmen auf politischer Ebene, und Hans-Josef Fell, Präsident des energiepolitischen Think-Tanks Energy Watch Group und Autor des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG), haben wir u.a. die folgenden Fragen diskutiert:
- Welche Rolle spielen fossile Industrien als kommerzielle Determinanten von Gesundheit und wie beeinflussen sie politische Entscheidungen?
- Welche politischen Maßnahmen sind jetzt notwendig, um fossile Interessen zu regulieren und damit die planetare Gesundheit zu gewährleisten?
- Inwiefern fördert die längst überfällige Umstellung auf 100% erneuerbare Energien nicht nur den Umwelt- und Klimaschutz, sondern auch die öffentliche Gesundheit?
Kommerzielle Akteur:innen bedienen sich einer Reihe von Strategien, um ihre Interessen zu bedienen. Dazu gehören das Beeinflussen politischer Prozesse zum Beispiel über das gezielte Setzen bestimmter Narrative wie das der „Technologieoffenheit“; finanzielle Strategien wie Steuerhinterziehung und Preismanipulation und das Unterminieren der unabhängigen Wissenschaft beispielsweise durch das Finanzieren von Gegenstudien oder die Diskreditierung von Wissenschaftler:innen.
Als zentrale Handlungsfelder, um kommerziellen Einflüssen auf die Gesundheit von Mensch und Planet zu begegnen, wurden benannt: die Generierung von stichhaltiger, robuster Evidenz, das öffentliche Skandalisieren unlauterer kommerzieller Praktiken auch in den Medien, sowie die strategische Prozessführung wie zum Beispiel die Klimaklagen. Auch die eigenen Anlagestrategie kritisch zu überprüfen und sich zivilgesellschaftlich zu engagieren, wurde betont. Am wichtigsten, da waren sich die Expert:innen einig, seien jedoch mutige politische Maßnahmen, denn kommerzielle Akteur:innen agieren innerhalb von politisch gestalteten, wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Die kommende Bundesregierung solle insbesondere die Subventionierung der fossilen Industrie beenden und eine Transparenz-Offensive hinsichtlich politischer Einflussnahme durch Interessengruppen, starten.
Dr. Kerstin Sell
Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Ludwig-Maximilians- Universität München
Hans-Josef Fell
Präsident, Energy Watch Group
Katharina Wabnitz
Wissenschaftliche Mitarbeiterin, CPHP (Moderation)
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“Fossilität vs. Planetare Gesundheit — wie uns kommerzielle Interessen schaden” ist die zwölfte Veranstaltung der CPHP-Webinarreihe “Planetary Health Dialogues”, einem monatlichen Austausch mit deutschen und internationalen Wissenschaftler:innen, politischen Entscheidungsträger:innen und Akteuren der Zivilgesellschaft, um gemeinsam Ideen für einen Paradigmenwechsel hin zu Gerechtigkeit, Gesundheit und Wohlbefinden innerhalb der planetaren Grenzen zu entwickeln.