eXit Hate Speech: 47 Orga­ni­sa­tio­nen stel­len Akti­vi­tä­ten auf X ein

Beglei­tet wird der Aus­stieg von einer eXit-Woche, in der die Bünd­nis­part­ner auf ihren Social-Media-Kanä­len über die Gefah­ren von Hass­re­de infor­mie­ren.

Ber­lin, 18. Juni 2024. Rote Kar­te gegen Hass und Het­ze: 47 Orga­ni­sa­tio­nen aus den Berei­chen Umwelt, Gesund­heit, Land­wirt­schaft, Men­schen­rech­te und Sozia­les (Auf­lis­tung unten) ver­kün­den am Diens­tag gemein­schaft­lich das Ein­stel­len ihrer Akti­vi­tä­ten auf X. Damit setzt das Bünd­nis „eXit” am von den Ver­ein­ten Natio­nen aus­ge­ru­fe­nen Inter­na­tio­na­len Tag für die Bekämp­fung von Het­ze ein Zei­chen für eine demo­kra­ti­sche und respekt­vol­le Debat­ten­kul­tur.

Ihre mehr als 180.000 X‑Follower*innen wer­den die Orga­ni­sa­tio­nen unter dem Hash­tag #Bye­ByeE­lon im Rah­men einer „eXit-Woche“, die eben­falls am Diens­tag star­tet, in meh­re­ren abschlie­ßen­den Pos­tings über das The­ma Hate Speech infor­mie­ren. Auch auf ande­ren Social-Media-Platt­for­men wer­den sie Pos­tings zum The­ma ver­öf­fent­li­chen. Gebün­del­te Infor­ma­tio­nen zum „eXit” sind ab sofort auch auf www.byebyeelon.de zu fin­den.

Die Orga­ni­sa­tio­nen reagie­ren mit ihrem Abschied von X auf die Zunah­me von gewalt­vol­len, dis­kri­mi­nie­ren­den und des­in­for­mie­ren­den Inhal­ten seit der Über­nah­me der Platt­form durch Elon Musk im Okto­ber 2022. Elon Musk selbst setzt Mode­ra­ti­on mit Zen­sur gleich und hat die­se daher deut­lich zurück­ge­fah­ren. Unter dem Deck­man­tel ver­meint­li­cher Mei­nungs­frei­heit wer­den Kon­ten, die wegen der Ver­brei­tung extre­mis­ti­scher Inhal­te bereits gesperrt waren, wie­der frei­ge­schal­tet.

In einem gemein­sa­men State­ment kom­men­tie­ren die 47 eXit-Orga­ni­sa­tio­nen: „Hass, Het­ze, Auf­ru­fe zu Gewalt, Des­in­for­ma­ti­on: Das alles gehört seit der Über­nah­me durch Elon Musk in immer grö­ße­rem Umfang zu den all­täg­li­chen Umgangs­for­men auf X. Zuneh­mend bestim­men Extre­mis­mus und Demo­kra­tie­feind­lich­keit die dor­ti­gen Debat­ten. Vie­le die­ser Inhal­te wer­den vom Betrei­ber igno­riert. Die­ser Ver­ro­hung der Debat­ten­kul­tur wol­len wir uns ent­ge­gen­stel­len. Wir ste­hen für einen respekt­vol­len, demo­kra­ti­schen Aus­tausch und wert­schät­zen­de Kom­mu­ni­ka­ti­on. Daher sagen wir #Bye­ByeE­lon und stel­len unse­re Akti­vi­tä­ten auf der Platt­form ein.“

Laut einer im Febru­ar ver­öf­fent­lich­ten reprä­sen­ta­ti­ven Umfra­ge[1] gab rund die Hälf­te der Befrag­ten an, Hass im Netz bereits wahr­ge­nom­men zu haben. Etwa jede*r Ach­te war dem­nach bereits selbst davon betrof­fen. „Fast jede zwei­te Per­son wur­de schon ein­mal online belei­digt, einem Vier­tel der Befrag­ten wur­de kör­per­li­che Gewalt ange­droht”, so die Studien-Autor*innen.

Kat­ja Diehl, Best­sel­ler-Autorin, Mobi­li­täts­exper­tin und Pod­cas­te­rin, mach­te Anfang 2023 selbst Erfah­run­gen mit Hate Speech auf Twit­ter. Infol­ge­des­sen hat sie ihren Account gelöscht. Diehl kom­men­tiert: “Ich weiß, dass vie­le gern die ‚Ver­gif­tung‘ von Twit­ter mit der Figur Elon Musk ver­bin­den. Aber sei­en wir doch ehr­lich: Schon zuvor hat die­se Platt­form es nicht geschafft, Betrof­fe­ne von Hate Speech adäquat zu schüt­zen, geschwei­ge denn Täter in ihre Schran­ken zu ver­wei­sen. Die­se Ten­denz wur­de durch Musk den­noch in einer Wei­se ver­schärft, die deut­lich macht, wie falsch es ist, sol­che Platt­for­men in Pri­vat­be­sitz zu geben. Lei­der bleibt nur der Exit, denn Twit­ter, jetzt X, ist zu einer Des­in­for­ma­ti­ons- und Hass­schleu­der gewor­den. Ich freue mich daher, dass die­se Orga­ni­sa­tio­nen an die­sem sym­bo­li­schen Tag ein Zei­chen set­zen.“

Die Bünd­nis­part­ner haben den Abschied von der Platt­form in zahl­rei­chen Aus­tausch­run­den dis­ku­tiert und dabei auch ihre Arbeit in ande­ren sozia­len Netz­wer­ken beleuch­tet. Die Ent­schei­dung zum eXit fiel vor dem Hin­ter­grund, dass sich auf X eine beson­de­re Ver­ro­hung des Umgangs­tons erken­nen lässt, wie es sie in die­ser Form auf kei­ner ande­ren Social-Media-Platt­form gibt. Dass der Weg dort­hin gewollt oder zumin­dest gedul­det ist, zeigt sich an der stra­te­gi­schen Aus­rich­tung des Unter­neh­mens: So gibt es nach EU-Anga­ben inzwi­schen deut­lich weni­ger Content-Moderator*innen als bei ande­ren Platt­for­men.

Die eXit-Orga­ni­sa­tio­nen wer­den ihre Kon­ten nicht löschen, son­dern still­le­gen, da ansons­ten die Gefahr besteht, dass ihre Pro­fi­le geka­pert wer­den. Eini­ge der eXit-Orga­ni­sa­tio­nen haben ihre X‑Accounts bereits in den ver­gan­ge­nen Mona­ten still­ge­legt oder ihre Akti­vi­tät dort bewusst her­un­ter­ge­fah­ren. Ein Wie­der­ein­stieg wäre für die eXit-Part­ner nur dann denk­bar, soll­ten sich Mode­ra­ti­ons­pra­xis und Debat­ten­kul­tur auf X wie­der an demo­kra­ti­schen Regeln aus­rich­ten.


[1] Kom­pe­tenz­netz­werk Hass im Netz: „Lau­ter Hass – lei­ser Rück­zug. Wie Hass im Netz den demo­kra­ti­schen Dis­kurs bedroht”, Febru­ar 2024, https://kompetenznetzwerk-hass-im-netz.de/wp-content/uploads/2024/02/Studie_Lauter-Hass-leiser-Rueckzug.pdfhttps://kompetenznetzwerk-hass-im-netz.de/wp-content/uploads/2024/02/Studie_Lauter-Hass-leiser-Rueckzug.pdf

Dem Bünd­nis „eXit“ gehö­ren an: ANU Hes­sen e.V., Ärz­te der WeltAWO Inter­na­tio­nalB.A.U.M. — Netz­werk für nach­hal­ti­ges Wirt­schaf­tenBerg­wald­pro­jekt e.V.Bio­land e.V.Bits & Bäu­meBun­des­netz­werk Bür­ger­schaft­li­ches Enga­ge­ment (BBE)Chan­ging Cities e.V.Cent­re for Pla­ne­ta­ry Health Poli­cyDas Hun­ger Pro­jekt e.V.Deme­ter e.V.Deut­sche Alli­anz Kli­ma­wan­del und Gesund­heit e.V. (KLUG)Deut­scher Nach­hal­tig­keits­ko­dexDeut­sche Stif­tung Welt­be­völ­ke­rung (DSW)Difäm Welt­weitDon Bosco Mon­do e.V.ECPAT Deutsch­land e.V.EIRENE Inter­na­tio­na­ler Christ­li­cher Frie­dens­dienst e.V.Engi­neers for FutureEnt­wick­lungs­po­li­ti­sches Netz­werk Sach­sen e.V.Euro­Na­tur Stif­tungEWS Elek­tri­zi­täts­wer­ke Schön­auFair­trade Deutsch­land e.V., Far­mers for FutureFIAN Deutsch­land e.V.Gemein­schafts­werk Nach­hal­tig­keitGer­man Doc­tors e.V.Ger­m­an­watch e.V.Green Pla­net Ener­gyGreifs­wald Moor Cen­trumHelp – Hil­fe zur Selbst­hil­feIJM Deutsch­land e.V.Kin­der­not­hil­fe e.V.Kli­made­le­ga­ti­on e.V.LAG 21 NRWNatur­land e.V.natur­stromOro­Ver­de – Die Tro­pen­wald­stif­tungPlant-for-the-Pla­net Foun­da­ti­onRat für Nach­hal­ti­ge Ent­wick­lungRENN-Netz­werkRome­ro Initia­ti­ve (CIR)SÜDWINDterre des hom­mes Deutsch­landurge­wald e.V.Welt­frie­dens­dienst e.V.

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